„Klassik meets Kornbach“ (Klassik trifft Kornbach), so könnte man den in vielerlei Hinsicht erstaunlichen Abend am 31.03.12 im Gasthof Kornbachtal beschreiben, der vielen Besuchern lange in Erinnerung bleiben wird.
Erstaunlich, weil sich ein gefragter Operntenor aus der Ukraine in ein kleines Dorf wie Kornbach verirrt. Erstaunlich, was dieser talentierte Künstler in zwei Stunden den 60 Besuchern geboten hat. Erstaunlich, weil der Eintritt frei war. Erstaunlich, wie schnell sich über Musik und persönliche Begegnung unterschiedliche Kulturen und Völker näher kommen und schätzen lernen.
Roman Antonyuk kommt aus Lwiw (Lemberg) im Westen der Ukraine. Er ist verheiratet und hat zwei Töchter. Nach seinem Studium an der Musikakademie Lwiw war er in Hamburg an der Hochschule der Künste Teilnehmer der Meisterklasse im Sologesang. Roman Antonyuk ist Preisträger vieler Musikwettbewerbe. Mit seinen Soloprogrammen ist er auf der ganzen Welt aufgetreten. In seinem Heimatland wird er zusammen mit drei Tenören bei der Fußball Europameisterschaft 2012 singen. Die Liste seiner Abschlüsse und Auszeichnungen ist lang. (Siehe Frankenpost vom Dezember 2011)

Im ersten Teil des Abends zeigte sich der Künstler in ukrainischer Volkstracht als Meister der Bandura, der 65-saitigen ukrainischen Lautenzither. Wie die Harfe in Irland, die Balalaika in Russland, das ist die Bandura in der Ukraine. Antonyuk versteht es, durch das Saitenspiel und den Klang seiner kräftigen Stimme Gefühle zu wecken und Einblick in die ukrainische Seele zu geben. Stücke der Klassik gehören ebenso zu seinem Repertoire wie Volkslieder der Ukraine, Reiterlieder der Kosaken oder der Beatles-Song „Yesterday“.

In der Pause bietet sein deutscher Freund und Organisator Heinz Bauer aus Neudrossenfeld, der in Bayreuth als Lehrer arbeitet, Kulinarisches aus der Ukraine und Moldawien an. Auch österlichen Kunstwerke, handbemalte Holzeier, kann man für ein paar Euro erwerben.
Im zweiten Teil des Abends gibt sich der Sänger klassisch. Im Frack und mit Sinfonieorchester (vom Band) setzt er zu einem wahren Arienmarathon an und erfüllt stimmgewaltig den Gastraum und die Herzen der Zuhörer, die immer wieder begeistert applaudieren und noch lange nicht nach Hause gingen. Und auch der bunte Hut von Heinz Böhm wurde gern gefüllt.

Irene Böttcher überreichte im Namen des Kornbachtreffs als Zeichen der Verbundenheit einen von Reinhard Schörner bemalten Holzteller mit dem Motiv der Kornbacher Schule. Sie bedankte sich auch bei Monika Assmann, die den Kontakt herstellte und bei Reinhard und Gudrun Schörner, welche die Anregung im Rahmen des Kornbachtreffs in die Tat umsetzten. Dank erging auch an Hedwig und Konni Loos, die als Wirtsleute diesem wundervollen Abend einen Rahmen gegeben hatten. (Das ukrainische „Borschtsch“ könnte direkt auf die reguläre Speisekarte.)
Beinahe vergessen wurde an dem Abend, dass Roman Antonyuk unterwegs nach Norddeutschland ist, um dort Benefizkonzerte für ein 17-jähriges Mädchen zu geben, das an Leukämie erkrankt ist. Inna Magura (17) aus der Ukraine hofft auf einen Knochenmarkspender. Sie ist seit ihrem achten Lebensjahr erkrankt und hatte sich gut erholt. Dann kam Anfang November der Rückfall. Eine Chemotherapie kann nun nicht mehr helfen, sie braucht dringend eine Knochenmarktransplantation. Um Geld zu sammeln ist Roman Antonyuk nun zu Konzerten unterwegs. Das Schicksal des Mädchens gehe ihm nahe, denn er habe selbst eine Tochter in diesem Alter. (Mehr darüber in der SHZ und hier)
Auch das passt zu dem sympathischen Ukrainer mit dem großen Talent: Keine Starallüren, nichts Abgehobenes. Ein warmherziger Mensch, der seine große Gabe großzügig weiter gibt und andern damit zum Segen wird.
ph














Ukrainischer Tenor zu Gast in Kornbach

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