Hoffnung auf „Breitband für alle“
Auf dem Dorf ist das Internet wirklich ein Segen. Schnell mal ein paar Bücher bestellen, im Westfalia-Agrar-Shop einkaufen, die Frankenpost oder eine andere Zeitung lesen, mit der Tochter in Neuseeland per Skype chatten und dem Nachbarn ein paar Bilder schicken. Ohne das Netz würde man für vieles in die nächste Stadt fahren müssen, was bei den Spritpreisen kein Vergnügen ist. Per Internet geht einiges vom heimischen Sofa aus zu erledigen. Theoretisch zumindest. Die Wirklichkeit sieht für viele Internetnutzer im Bereich der „Weißen Flecken“ anders aus: Da bricht oft genug mitten im Bestellvorgang oder gar beim Überweisungsvorgang die kümmerliche DSL-Verbindung ab oder braucht gefühlte 10 Minuten bis sich die Seite aufgebaut hat. Dass man für die Light-Version von DSL (384 Kb/s Downstream und 64 Kb/s Upstream im günstigsten Fall) dann auch noch den Preis einer 6000er Leitung zahlt, wenn man ein Paket mit Festnetz-Flatrate möchte, ist eigentlich ein starkes Stück. Dieses Szenario soll nun auch in Kornbach bald der Vergangenheit angehören. Zum Thema „Schnelles Internet“ hat Ortssprecher Harald Schöffel zu einer Informationsveranstaltung mit Manfred Bammer von der Firma „Standleitungen.de“, einem Vertriebspartner von Vodafone, in den Gasthof Kornbachtal eingeladen. Neun Interessierte sind gekommen.
Das Zauberwort heißt „Long Term Evolution“ (LTE)
Das Kürzel LTE (Long Term Evolution) steht für die Nachfolgetechnik von UMTS, dem bisher schnellsten Standard für Mobilfunkverbindungen. Mit LTE können per Funktechnologie wesentlich größere Datenmengen in viel kürzerer Zeit übertragen werden. Mit LTE surft man bis zu 10mal schneller als mit DSL. Nähere Informationen zum Angebot von Vodafone unter http://www.vodafone.de/privat/mobiles-internet-dsl/lte-anschluss.html Auch andere Anbieter, wie die Deutsche Telekom oder O2 sind dabei, ein eigenes Angebot mit LTE-Technik auf den Markt zu bringen. In manchen bisher unterversorgten Regionen Deutschlands sind Pilotprojekte angelaufen. Manfred Banner berichtete vom Beispiel Konradsreuth.
Den „weißen Flecken“ den Kampf angesagt
Von dem Breitband-Standard sollen zunächst vor allem ländliche Regionen profitieren, in denen es bisher keine schnelle Internet- Verbindung gibt. Bis zum Jahresende plant Vodafone, LTE in mehr als 1000 Kommunen anzubieten. Die Vodafone LTE Tarife werden in 3 Tarifmodelle untergliedert, vom LTE Einstiegstarif für den “Normalverbraucher” (42,49 Euro/10GB Volumen) über den Standard-Tarif für Vielnutzer (52,49/15GB), bis hin zum Vodafone LTE Tarif für Powernutzer (72,49/30GB) mit besonders hohen Ansprüchen an die Übertragungsgeschwindigkeit oder an das monatliche Datenvolumen. Alle Vodafone LTE Tarife beinhalten eine unbegrenzte Internetflat im “Zuhausebereich” (solange und soviel im Internet surfen, wie man möchte – ab dem im Tarif enthaltenen Inklusivvolumen/Datenvolumen wird die Geschwindigkeit auf bis zu 384 kBit/s gedrosselt, was DSL light entspricht / Vodafone Zuhausebereich heißt im Umkreis von ca. 2km um den Wohnort nutzen).
LTE-Technik für Kornbach
Referent Manfred Bammer hatte für die interessierten Kornbacher natürlich ein konkretes Angebot dabei. Schnelles Internet per LTE-Technik mit einem Internet-Stick, nutzbar an einem Computer, per Funktechnologie von einem Sendemasten am Schneeberg soll ab 2011 für Kornbach verfügbar sein. Wann der Sendemast aufgestellt wird konnte er leider nicht sagen. Wer sich allerdings bis Ende November zu einem Ja durchringt und „Vodafone LTE Zuhause Internet S“ bestellt, wird bei Verfügbarkeit auch zuerst beliefert, versprach Bammer. Schnellbesteller haben außerdem ab Verfügbarkeit eine Testphase von 30 Tagen, in denen sie auch wieder aussteigen können, wenn ihnen die neue Technik nicht zusagt.
Was ist mit dem Festnetz?
Immer wieder wurde der Referent von Fragen unterbrochen. Was ist mit dem Festnetz? Braucht man einen zusätzlichen Telefonanschluss bei der Telekom? Kann man mit mehreren Computern gleichzeitig ins Netz? Geht auch Fernsehen über LTE? Soll man seinen bisherigen Vertrag kündigen?
Es wurde schnell deutlich, dass es erst einmal nur einen Internet-Stick gibt, der mit einem Computer genutzt werden kann. Und das erst, wenn der Sendemasten steht bzw. montiert ist. Schnelles Internet für einen, zu Hause und im Umkreis von bis zu 2km. Mehr nicht. Aber im Vergleich zur jetzigen Situation sei das sehr viel. Den Telefonanschluss braucht man also erstmal weiterhin.
Eine Lösung mit Modem/Router für mehrere Computer sei von Vodafone geplant, komme aber erst als zweiter Schritt. Gleiches gilt für das Festnetz. Auch ISDN-Funktionen, mehrere Rufnummern, Fax etc. soll dann kommen. Wann das sein wird, konnte Bammer nicht sagen. Vielleicht im Sommer oder Herbst. Dass die Kosten für das erweiterte Angebot steigen werden, erwartet er nicht. Fernsehen über Internet sollte auch möglich sein und solange nichts heruntergeladen werde, würde das auch das Kontingent nicht belasten. Kündigen bisheriger Verträge sollte am besten Vodafone machen, weil dann die bisherigen Telefonnummern übernommen würden. Wenn man selbst kündigt sei das nicht gesichert.
Immer wieder führte Bammer die lebhafte Diskussion darauf zurück, dass es im Moment nur um das konkrete Angebot mit dem LTE-Stick geht. Dieses Angebot starte am 1. Dezember 2010. Nutzen könne man es, sobald die Technik aufgestellt sei. Sogar mit 30tägiger Testphase und Kündigungsmöglichkeit bei Bestellung bis Ende November. Wenn eine zweistellige Anzahl an Bestellern zusammen komme, dann würde dies die Aufstellung des Sendemastens beschleunigen. Wer bei Vertragsabschluss für LTE schon einen Handyvertrag bei Vodafone hat, spart überdies monatlich 10 Euro.
Positive Nebenwirkung: Handyempfang für Vodafone-Kunden
Unabhängig von einer Nutzung der LTE-Technik werden, laut Manfred Bammer, quasi als Begleiterscheinung, Besitzer eines Handys mit Vodafone-Karte oder Vertrag in Kornbach und Umgebung Handyempfang haben, sobald die Technik in Betrieb ist. So können dann wenigstens alle per (Vodafone-)Handy um Hilfe rufen, wenn in Kornbach wieder mal der Strom ausfällt und all die schönen Schnurlostelefone, Computer und WLan-Router nicht mehr funktionieren. Funktechnologie würde dann noch funktionieren, ist sich Manfred Bammer sicher. Dass ein Blitz den Sendemasten beschädigt, hält er für unwahrscheinlich.
Geld-zurück-Garantie bis Ende des Monats
Wie auch immer, die Kornbacher haben erst mal Zeit zum Überlegen, ob sie jetzt schon zugreifen und (wenn’s dann mal geht) das schnelle Internet nutzen, ob sie noch abwarten, was die andern Anbieter in Sachen LTE noch auf den Markt bringen werden, oder überlegen, wieviel ihnen der Spaß wert ist. Für das Sonderangebot bleiben ihnen aber nur noch wenige Tage. Aber damit wurde von der Firma Standleitungen.de schon einmal für den Stichtag 31.10. geworben. Scheinbar wurde das Angebot aber verlängert.
Es gibt auch kritische Stimmen
Bei den Recherchen im Netz stößt man beim Thema LTE auch auf kritische Stimmen. Siehe z.B. bei www.kein-dsl.de
Auch der Blick ins Kleingedruckte des Vodafone-Angebots macht nachdenklich: „Die Nutzung der Tarife für Voice over IP und Peer-to-Peer Kommunikation ist nicht gestattet.“ Wenn das heißen soll, kein Skype nach Neuseeland oder sonst wohin, dann muss ich wohl auf ein anderes Angebot warten. Dass man nach Aufbrauchen des Monatskontingents an Datenverkehr bis Monatsende mit DSL-Light weiter surft dürfte die Kornbacher dagegen nicht schrecken: Viel zahlen und wenig bekommen sind sie ja gewohnt.
ph
Aktualisierung: Eine Nachfrage wegen der Nutzung von Skype über LTE bei Herrn Bammer hat nur eine leichte Entschärfung gebracht: Es sei wohl korrekt, dass Peer-to-Peer-Anwendungen nicht funktionieren. Skype würde aber über ein anderes System laufen und somit nicht dazu zählen. Vodafone hätte dazu gesagt, es wäre zwar nicht gestattet, würde aber wohl nicht blockiert. Sein Rat: „Probiern Sie einfach aus ob es klappt.“ Hmm …
ph

Das Zauberwort heißt LTE

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