Ein Maibaumraub muss auf jeden Fall verhindert werden. Das gilt auch in Kornbach. Letztes Jahr haben die Kornbacher den Baum deshalb erst im Morgengrauen geschlagen und aus dem Wald geholt. Den Stress muss man sich nicht jedes Jahr antun. Ein gutes Versteck und eine Maibaumwache tun es auch. Denken die Kornbacher.
Sie hieven den Maibaum beim Markus Pleil in den zweiten Stock und gestandene Mannsbilder bewachen ihn in der Nacht vor dem 1. Mai. Zwei Gottmannsberger sind so nett und kommen, um die Kornbacher beim Wachen (und Trinken) zu unterstützen. Im Laufe des Abends geht’s natürlich auch darum, wie gut der Maibaum heuer versteckt ist. Die Kornbacher Wachen sind sich sicher: Den Baum stiehlt keiner. Vorsichtshalber wird sogar noch ein Traktor vor die Scheune gestellt.
Gegen 3 Uhr morgens sind alle müde und die Gottmannsberger Freunde verabschieden sich, die Kornbacher werden vom Schlaf übermannt. Und dann nimmt das Unheil seinen Lauf. Ein weiterer Trupp mit Mirko Mück als Anführer ist schon aus Gottmannsberg unterwegs nach Kornbach, wo dann unter großen Mühen, gemeinsam mit den listigen Kundschaftern, der Maibaum im zweiten Stock durchs Fenster hinaus auf die Leiter geschoben und zu Boden gelassen wird. „So anstrengend ist ein Tag Arbeit nicht“, meint einer der Räuber. Zwanzig Zentimeter länger wenn er wäre, der Maibaum, dann hätten sie ihn nicht heraus gebracht, so knapp geht es zu. Beinahe kommt ihnen Markus Seibel, der Verdacht schöpft und einen Rundgang macht, noch auf die Schliche.
Schließlich starten die Räuber mit ihrer Beute durch die Nacht über den Wald Richtung Gottmannsberg. Nicht nur die Fahrt durch die Dunkelheit bringt die Gottmannsberger ins Schwitzen. Um 5 Uhr geht ihnen unterwegs der Sprit aus und eine andere Zugmaschine muss geholt werden. In der Morgendämmerung kommt der Maibaum hinter dem Hügel in Gottmansberg an und die Verhandlungen können beginnen. Man einigt sich auf drei Kästen Bier als Auslöse und rechtzeitig zum Maibaumaufstellen kommt der Baum unter Gehupe und Hallo nach Kornbach zurück.
Mirko Mück und seine Kameraden triumpfieren: „Die Kornbacher sind scho Krippl, aber net für uns Gottmannsberger. Da langt’s net.“
Die Kornbacher nehmen es gelassen. So ein Maibaumraub macht die Feier erst interessant. Und einen Reservekanister haben die Kornbacher sowieso auf dem Traktor …
Mit dem Maibaum treffen auch die ersten Oldimer-Traktoren ein. Veteranenvorstand Heinz Herold kann 26 Zugmaschinen und ihre Fahrer und Fahrerinnen begrüßen. Den weitesten Weg hat mit 31 km Michael Kursawe mit seinem Fahr D12, Baujahr 1952, aus Selb/Mittelweißenbach. Martin Kaiser mit einem Holder B12 kommt aus dem 26 km entfernten Höchstatt und Mathias Sauer fährt die 20 km aus Brandholz mit einem Fendt 308.
Das Maibaumaufstellen verläuft unter dem Kommando von Dorfsprecher Harald Schöffel in bewährter Weise. In den letzten Wochen wurden Haltestangen erneuert und das Halteseil kommt diesmal aus der Winde vom Holzbetrieb Pleil und reagiert auf Knopfdruck.
Das Wetter hält und am Nachmittag starten die Bulldogs zur Ausfahrt um das Dorf. Im Anschluss übergibt Heinz Herold den Fahrzeuglenkern einen der gestifteten Preise und weiß allerhand Schmankerln aus der Zeit zu erzählen, als das Dieselross die Kuh ersetzte.
Der mit 66 Jahren älteste Traktor ist ein Fendt F18 und gehört Richard Weber aus Wundenbach. Der Allgaier von Robert Kraus aus Kleinlosnitz ist 65 Jahre und der Lanz Alldog von Andreas Meyer aus Gefrees tuckert seit 1951.
Fotos vom Maibaumaufstellen und Traktortreffen in Kornbach im Album (rechte Seitenleiste) Video von der Ausfahrt auf VIMEO
ph