Gedenken zum Volkstrauertag in Kornbach

Beim Klang der Glocke setzte sich am gestrigen Volkstrauertag eine Formation aus Feuerwehr und Veteranenverein vom Gasthaus in Richtung Dorfmitte in Bewegung, um in einer halbstündigen Feier am Kriegerdenkmal der Gefallenen der beiden Weltkriege und der Opfer aktueller Bundeswehreinsätze zu gedenken. Ortssprecher Harald Schöffel begrüßte die anwesenden Kornbacher und den 1. Bürgermeister Harald Schegel.
„Die Toten brauchen keine Fahnen“, zitiert Schlegel zu Beginn den spanischen Schriftsteller Jorge Semprún, „sondern unser Gedächtnis.“ Semprún hatte das Konzentrationslager Buchenwald überlebt. Er starb im Juni diesen Jahres. „Wir erinnern an die Soldaten der beiden Weltkriege, die Zivilisten, die bei Bombenangriffen oder auf der Flucht umkamen, Menschen, die durch das Kriegsgeschehen verletzt oder traumatisiert wurden, aber auch an die Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, an Juden, Sinti oder Roma, die wegen ihres Glaubens, ihrer sexuellen Orientierung, ihrer ethnischen Herkunft oder wegen ihrer politischen Überzeugung verfolgt und ermordet wurden“.
Die meisten Menschen, die heute in Deutschland leben, seien in Frieden und Freiheit aufgewachsen. Für sie seien Krieg und Gewalt eher eine abstrakte Bedrohung, fuhr Schlegel fort. Dennoch sei Krieg, durch die Beteiligung deutscher Soldaten bei internationalen Einsätzen wieder näher gerückt. Egal wie man zu diesen Einsätzen stehe, die Soldaten und deren Angehörige verdienten unsere Solidarität. Der Blick in die Geschichte des 20. Jahrhunderts zeige, dass Frieden, Freiheit und Mitmenschlichkeit keine Selbstverständlichkeiten sind. „Diese Werte müssen errungen und sie müssen bewahrt werden. Es braucht Menschen und Staaten, die für sie eintreten.“
Gedenktage wie diese dienten dazu, den Opfern ein Gesicht zu geben, denn Millionen von Toten überstiegen das Vorstellungsvermögen, führte Bürgermeister Schlegel aus. Wenn man die Namen und einige Lebensdaten kenne, bekomme man eine Vorstellung davon, was Menschen erleiden mussten. In Gefrees und den Ortsteilen seien 540 Gefallene und Vermisste, 44 davon aus Kornbach.

Leider gebe es aber immer noch Ewig-Gestrige, denen die Toten der Kriege keine Mahnung sind und die versuchten, Jugendliche in ihren Bann zu ziehen. Städte wie Wunsiedel müssten es an diesem Tag hinnehmen, dass Neo-Nazis durch ihre Straßen ziehen. Aber es stünden auch immer mehr Bürger und Bürgerinnen in aller Deutlichkeit dagegen auf und verkünden, was sie unter Demokratie verstehen und dass sie für eine tolerante, eine bunte Gesellschaft eintreten. „Indem wir die Toten in unserem Gedächtnis bewahren nehmen wir die Verpflichtung an, für Frieden und für Menschlichkeit zu wirken“, schloss Bürgermeister Schlegel seine Ansprache. Die Gedenkfeier endete mit einem gemeinsamen Vaterunser und Kranzniederlegungen des Veteranenvereins und der Feuerwehr. Musikalisch umrahmt wurde das Gedenken von mehreren Musikstücken des Posaunenchors der Evangelischen Kirche Gefrees.
ph

Die Toten brauchen keine Fahnen

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